Bedeutende Unterschiede zwischen richtigen Ölfarben und PU-Acrylaten
Ölfarben gewinnen in letzter Zeit immer mehr an Markt und Aufmerksamkeit zurück. Dort treffen sie auf die modernen Bindemittel aus der Petrochemie.
Ein direkter Vergleich von Ölfarben mit PU-Acrylaten ist wegen der grundsätzlich unterschiedlichen Profile dieser Produkte nur beschränkt möglich. Beide Farbsysteme weisen in ihrem jeweiligen Anwendungsbereich Vor- und Nachteile auf und lassen sich in vielen Fällen auch nicht einfach austauschen.
Die nachfolgende Auflistung soll Ihnen die wichtigen Unterschiede in der Anwendung und Verarbeitung von Ölfarben und PU-Acrylaten aufzeigen.
Gegenüberstellung von Ölfarben und PU-Acrylaten
Ölfarben | PU-Acrylate | |
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Elastizität | Ölfarben sind je nach Hitzebelastung sehr elastisch und werden im Laufe der Alterung immer härter. Dieser Vorgang nimmt Jahrzente in Anspruch. Wird der Anstrich mit der Alterung zu hart kommt es zu Krakelierungen, Rissbildungen und Versprödungen des Anstriches. Dieser Vorgang kann durch Bindemittelzufuhr in Form von Nachölen zusätzlich verzögert werden. | PU Bindemittel, kombiniert mit selbstvernetzenden Acrylaten sind dauerelastisch (aber nicht thermoplastisch). Auch hier endet der deutlich langsamere Alterungsprozess bedingt durch UV- und Wärmeeinfluss mit Rissbildungen und Versprödungen. Eine Pflege und zusätzliche Verzögerung dieses Alterungsprozesses ist wie bei den Ölfarben möglich, entsprechende Pflegeprodukte stellen die Hersteller zu Verfügung. |
Glanzhaltung | Ölfarben sind in verschiedenen Glanzstufen erhältlich. Aussenqualitäten in Hochglanzqualität zeigen je nach Formulierung einen deutlichen Glanzverlust bei Bewitterung. Im Unterhalt kann durch Nachölen der Glanz auf Dauer in einem schönen Bereich gehalten werden. | Anstrichstoffe auf der Basis von PU-Acrylaten werden meist zu Beginn mit einem tieferen Glanz ausgeliefert, da aufgrund der hohen Glanzhaltung auch bei höchster Bewitterung ein Glanzabfall kaum feststellbar ist. |
Farbtonstabilität | Beide Anstrichstoff-Typen können je nach Farbton und Qualität unterschiedlich pigmentiert sein. Sehr traditionelle Ölfarben werden nur mit absolut lichtechten Metalloxydpigmenten als Werksvolltöne angeboten. Insbesondere bei grellen Rot- und Gelbtönungen sind in beiden Anstrichsystemen organische Pigmente im Einsatz, die deutlich schlechtere Lichtechtheit aufweisen. Hier spielt das verwendete Bindemittel eine untergeordnete Rolle. Bindemittelabbau und damit Freilegung der Füllstoffe (Kreidung) durch UV-Belastung ist insbesondere bei Ölfarben systemspezifisch, bei Acrylaten ist sie kaum vorhanden. Sie betrifft vor allem «schwierige» Farbtöne zB. im intensiven rot oder dunkelblau Bereich. Kreidung kann bei der Ölfarbe durch regelmässiges Nachölen korrigiert werden. | |
Blockfestigkeit | Ölfarben trocknen sehr langsam und im Prinzip über die ganze Nutzungsdauer (also über Jahre). Das klassische Blocken wie man es von alten Acrylfarben kennt gibt es bei der Ölfarbe nicht. Bei unsachgemässem dickem Auftrag und in der Folge von aufgeplatzten Fettnasen (Abläufer die nicht durchgetrocknet sind) kann es zu Verklebungen kommen. Ein leichter Tack, also ein knackendes Geräusch beim Oeffnen von Fenstern kommt beim frischen Anstrich gelegentlich vor, stellt aber kein Problem dar. | Diese Anstrichstoffe sind nicht thermoplastisch und Verklebungen mit Dichtungsstoffen sind nicht bekannt. Nach der vollständigen Durchtrocknung, welche nach ca. 2 Monaten abgeschlossen ist, sind auch keine Verklebungen im Direktkontakt mehr möglich. |
Geruch nach Trocknung | Bei richtiger Verarbeitung und insbesondere Einhaltung der Trocknungszeiten zwischen den Schichten ist Ölfarbe nach 3 – 4 Wochen sauber getrocknet. Ein materialtypischer Geruch nach Leinöl kann bei ungelüfteten Räumen noch auftreten, wird aber selten als störend empfunden. | Nach spätestens einer Woche sind bei richtiger Verarbeitung und guter Durchlüftung keine Gerüche mehr feststellbar. |
Gilbungsneigung | Diese Anstrichstoffe zeigen im Innenbereich (ohne direkte Sonnenbestrahlung) sogenannte Dunkelvergilbung. Diese hängt sehr stark von der Formulierung und Sikkativierung ab. Moderne Innenqualitäten zeigen im leicht abgetönten Bereich eine sehr moderate Gilbung. | Auch nach 2 Jahren können diese Anstrichstoffe noch ausgebessert werden (keine Vergilbung). Wer bei hellen Farbtönen keine Farbtonveränderung wünscht, ist mit diesem Anstrichsystem gut beraten. |
Alkalibeständigkeit | Ölfarben verseifen mit alkalischen Stoffen, sie sollten während der Bauphase beispielsweise vor Zementwasser oder ähnlichem geschützt werden. Im Gegenzug ist dies bei der Renovation durch Entlackung ein grosser Vorteil. | Diese Anstrichstoffe sind bei baustellenüblicher Belastung während der Bauphase unempfindlich gegen Alkalien. Vorsicht ist bei beiden Anstrichsystemen bei der Applikation auf zu frische Kalk- oder Zementgebundene Putze angezeigt. Restalkalität kann hier zu Schäden und optischen Fehlern führen. |
Unterhaltsarbeiten | Ölfarbanstriche können/müssen bei starker Bewitterung regelmässig nachgeölt werden (vgl. oben). Bemerkung: Bei PU-Acrylaten wie auch bei Ölfarben ist die Verträglichkeit des Randverbundes, der Dichtungen, der Silikone und der Dichtstoffe, die für die Anschlüsse verwendet werden gegeben. | Diese Anstrichstoffe brauchen im Prinzip keinen Unterhalt, Beschädigungen (zB. Risse) müssen aber ebenso geschlossen werden. Eine Pflege mit den entsprechenden Produkten der Hersteller garantiert dies. |
Ökologie | Trocknende Öle werden aus Pflanzensamen gewonnen. Die Öle werden ausschliesslich aus regenerierbaren pflanzlichen Rohstoffen, durch Pressen oder Extrahieren gewonnen und nach einfachen physikalischen Verfahren gereinigt. Nachwachsende Rohstoffe sind in ökologischer Hinsicht zu empfehlen. Nach der Nutzung (Anstrichabwitterung) fügen sie sich wieder in den Naturkreislauf ein, sie sind also regenerierbar bzw. in globaler Sichtweise kompostierbar. Im Gegensatz zu synthetischen Bindemitteln weisen sie einen geschlossenen Stoffkreislauf mit einer ausgeglichenen CO2-Bilanz auf. |
Fazit
Trotz allem Respekt, den die Ölfarbe heute wieder geniesst, steht das Terpentinöl stark unter Druck, auch wenn es ein gänzlich CO2-neutrales Lösemittel ist.
Aus diesem Grund wurde bereits 2008 in der Niederlande die erste wassergetragene Ölfarbe entwickelt. Auch wenn die Emulsion eine moderne Form der Ölfarbe darstellt: Was auf dem Untergrund zurück bleibt, unterscheidet sich nicht vom traditionellen Produkt.
Erfahren Sie hier mehr über die Entwicklung von wasserverdünnbaren, echten Ölfarben >.